Nach einem Text von Michel Leiris
Hörspielbearbeitung: Hans-Jürgen Heinrichs
Regie: Ulrich Gerhardt
Produktion: WDR 1990
Länge: 36 Minuten
Spanien hat im 21. Jahrhundert aufgehört, Spanien zu sein. Zumindest gilt das de jure in Katalonien, wo seit 2012 der Stierkampf verboten ist. Dabei hat die Corrida de Toros gerade zahlreiche katalanische Künstler wie Pablo Picasso inspiriert. Auch Michel Leiris, Freund der Maler Picasso und André Masson, konnte sich der Faszination des Stierkampfes nicht entziehen. In seiner Szene zwischen einem Sänger, einem Dichter und einem Erzähler wird die Corrida zum Inbegriff schriftstellerischen Selbstverständnisses. Denn im Leben wie in der Kunst gehe es darum, unter ritualisierten Abläufen sich dem Risiko auszusetzen – so wie der Stierkämpfer, der in jedem Augenblick aufgespießt werden kann. Das Schreiben ist nur dann wahr, wenn der Künstler sich selber aufs Spiel setzt. Das eigene Leben zum Thema werden zu lassen ist eine Möglichkeit, um “wenigstens den Schatten eines Stierhornes in die Literatur einzubringen”. Der Stierkampf ist Metapher für Leben und Tod, Existenz und Mythos, Werden und Vergehen.
Dienstag, 01.05.2012, 18.20 Uhr, SWR2 Hörspiel am Feiertag |