|
Ausstellungsansicht, Foto: Patrick Seeg | | | Vom Kolosseum bis zum Petersdom | Das Haus der Graphischen Sammlung Freiburg präsentiert bedeutende Rom-Ansichten von Giovanni Battista Piranesi aus dem 18. Jahrhundert
Monumentale Bauwerke und quirliges Stadtleben: Die berühmten Rom-Ansichten von Giovanni Battista Piranesi zeigen historische Bauten von der Antike bis zum Barock, die bis heute das Bild der ewigen Stadt prägen. Ab Samstag, 22. Juni, präsentiert das Haus der Graphischen Sammlung in der Kabinettausstellung „Giovanni Battista Piranesi: Vedute di Roma“ erstmals eine Auswahl an Radierungen des Künstlers und Architekten aus eigenem Bestand. Sie begeistern durch ihr effektvolles Spiel mit Licht und Schatten und ungewöhnliche Perspektiven. Mit zahlreichen Staffagefiguren fangen sie das pulsierende Leben auf den Straßen Roms ein. Die Schau ist in Kooperation mit dem Kunstgeschichtlichen Institut der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg entstanden und läuft bis Sonntag, 29. September.
Die Folge „Vedute di Roma“ entstand zwischen 1746 und 1778 und umfasst insgesamt 135 Radierungen. Bei Reisenden waren sie sehr beliebte Souvenirs und verbreiteten sich so in ganz Europa. Rund ein Drittel der Folge findet sich im Besitz der Graphischen Sammlung des Augustinermuseums, darunter auch seltene Frühdrucke aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Die 43 Radierungen der Ausstellung laden zu einem atmosphärischen Spaziergang durch das Rom des 18. Jahrhunderts ein: von berühmten Gebäuden, insbesondere der Antike, über prachtvolle Straßen und Plätze bis hin zu den bedeutenden Kirchen und repräsentativen Brunnenanlagen.
Piranesi begeisterte sich besonders für die Ruinen des Forum Romanum und das Kolosseum, denen er verschiedene Ansichten widmete. In seinen Radierungen von der Piazza del Popolo oder der Piazza di Spagna mit der Spanischen Treppe weitete er seinen künstlerischen Blick und führte mehrere Perspektiven in einem Bild zusammen. Einige Kirchen, die erst wenige Jahre vor Piranesis Ankunft in Rom fertiggestellt wurden, weckten sein Interesse für zeitgenössische Barockarchitektur. Kleine Figuren in den Stadtansichten, mit denen er das quirlige Treiben einfängt, verdeutlichen seine Liebe zum Detail: Pferdekutschen auf der Piazza del Popolo, Ziegenhirten am Stadtrand und kleine Boote, die auf dem Tiber treiben.
Der heute als Künstler berühmte Giovanni Battista Piranesi (1720–1778), Sohn eines Steinmetztes, war gebürtiger Venezianer. In seiner Wahlheimat Rom wurde er als Archäologe, Kupferstecher und Architekt zu einer bedeutenden Persönlichkeit des 18. Jahrhunderts. Bereits im Alter von 15 Jahren absolvierte er eine Ausbildung zum Architekten bei seinem Onkel Matteo Lucchesi und erlernte zur gleichen Zeit die Technik der Radierung, die Regeln der Perspektive und der Vedutendarstellung (Stadtansichten). Mit 20 Jahren unternahm er als Zeichner im Gefolge des venezianischen Botschafters seine erste Reise nach Rom. Er blieb zunächst, um den Beruf des Bühnenbildners zu erlernen und um bei verschiedenen Architekten zu hospitieren. Zeitgleich wurde er Mitglied in der Werkstatt des führenden Vedutenkünstlers Giuseppe Vasi (1710–1782). Doch schon bald kam es zu einem Bruch und er kehrte kurzzeitig nach Venedig zurück, wo er den locker bewegten Strich der venezianischen Art der Radierung kennenlernte.1747 ließ er sich endgültig in seiner Wahlheimat Rom nieder.
Die Herausgabe mehrerer wissenschaftlicher Publikationen zur antiken Architektur festigte seinen Ruf als führender Archäologe der Zeit. Für die Produktion seiner Grafiken gründete er 1761 eine eigene Werkstatt und Druckerei nahe der Spanischen Treppe. Bei Piranesis Tod 1778 umfasste sein Gesamtwerk über 1000 Radierungen. Heute gilt er als Klassiker der Druckgrafik, welcher der bis dahin konventionellen Vedute zu ungeahnter Ausdruckskraft verhalf.
Ob Lesungen, Vorträge oder Filmvorführungen im Kommunalen Kino – die Ausstellung begleitet ein abwechslungsreiches Programm. Interessierte erfahren mehr über Piranesis Leben und die Arbeit in seiner Werkstatt, lauschen bei einer Lesung Reisebeschreibungen aus dem 18. Jahrhundert und tauchen bei Filmen wie „La Dolce Vita“ oder „La Grande Bellezza“ in die italienische Lebenswelt ein. Wie die Technik der Radierung funktioniert, vermittelt ein speziell für die Ausstellung produzierter Film. Alle Veranstaltungen gibt es unter freiburg.de/museen-kalender
Konzipiert wurde die Schau vom Leiter der Graphischen Sammlung Felix Reuße in Kooperation mit Professor Hans W. Hubert vom Kunstgeschichtlichen Institut der Albert-Ludwigs-Universität. Der Katalog zur Ausstellung mit Beiträgen von Studierenden, in dem alle Blätter abgebildet und kommentiert werden, ist im Michael Imhof Verlag erschienen. Er kostet im Online-Shop der Städtischen Museen Freiburg sowie an den Museumskassen 19,95 Euro, im Buchhandel ist er für 24,95 Euro erhältlich. Die Restaurierung ausgewählter Piranesi-Radierungen wurde durch den Freundeskreis der Kulturstiftung der Länder ermöglicht.
Das Haus der Graphischen Sammlung, Salzstraße 32/34, ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr und freitags bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 5 Euro, ermäßigt 3 Euro. Für Menschen unter 27 Jahren, Mitglieder des Freundeskreises Augustinermuseum, mit Freiburg-Pass und mit Museums-Pass-Musées ist der Eintritt frei. Weitere Infos gibt unter www.freiburg.de/piranesi | Mehr | | Eintrag vom: 25.06.2024 | |
|
zurück
|
|
|