Digitale Angebote werden mehr denn je genutzt
Medien und Veranstaltungen für Kinder boomen
Grenzüberschreitende Zusammenarbeit lebt nach Corona auf
Nach der langen schwierigen Corona-Zeit brummt der Laden jetzt wieder – so lautet die Bilanz 2022 der Stadtbibliothek, die Freiburgs Erster Bürgermeister Ulrich von Kirchbach und Ulrike Kraß, stv. Leiterin der Stadtbibliothek, heute auf einer Pressekonferenz gezogen haben.
Dabei betonte von Kirchbach: „Dass die Stadtbibliothek nach dem Ende der Pandemie schnell wieder ihren Platz in unserer Stadtgesellschaft einnehmen würde, daran habe ich nie gezweifelt. Beeindruckend finde ich aber, wie schnell sie und ihr engagiertes Team wieder auf Kurs sind. Die digitalen Angebote werden mehr denn je genutzt, auch Medien und Veranstaltungen für Kinder boomen, und was mich besonders freut: die grenzüberschreitende Zusammenarbeit lebt nach Corona wieder auf.“
Besonders im Bereich „Digitales“ gibt es viel zu berichten. Den Einstieg in ein digitales Medienangebot vollzog die Stadtbibliothek mit der Onleihe, also dem Download von E-Medien, bereits vor 14 Jahren. Seitdem steigt die Nutzung elektronischer Bücher, Zeitschriften, Zeitungen und Hörbüchern kontinuierlich. Im Startjahr 2009 waren es 3.000, im letzten Jahr über 300.000 Downloads.
Während der Pandemie hat die Stadtbibliothek das Online-Angebot stark ausgebaut. Ein qualitativ hochwertiges Filmangebot (Filmfriend) und zwei Musik-Streamingdienste (Naxos, Freegal) werden ergänzend zur Onleihe bereitgestellt. 2022 stieg die Nutzung dieser digitalen Angebote erneut an; inzwischen wurden insgesamt 425.230 Zugriffe registriert. Die nochmalige Steigerung im letzten Jahr zeigt, dass sich dieses Angebotssegment dauerhaft etabliert.
Die Stadtbibliothek bietet aber auch aktiv Zugang zu Wissen; daher ergänzen Veranstaltungs- und Schulungsangebote kontinuierlich das digitale Segment. Onleihe-Sprechstunden, Termine beim IT-Scout, Einführungen in die Informationsrecherche zur Unterscheidung von Fake News und Schulungen zu 3D-Druck gehören inzwischen zum regulären Programm der Stadtbibliothek.
Eine überaus erfreuliche, fast überraschende Entwicklung hat die Medienausleihe in der Kinderbibliothek genommen. Im Vergleich zu 2019 (vor der Pandemie) trat 2022 sogar eine Steigerung ein; allein im Kinder- und Jugendbereich am Münsterplatz gab es 421.000 Ausleihen. In den Stadtteilbibliotheken und dem Bücherbus zeigt sich die gleiche Entwicklung. Damit korreliert der Anstieg der Kinder, die ihre Bibliotheksausweise genutzt haben, z.B. ein Plus von 400 Kindern in der Altersklasse von 7-10 Jahren.
Besonders wichtig: Auch die Nachfrage nach Klassenführungen steigt wieder an. Durch Besuche von Kita-Gruppen und Schulklassen werden auch Kinder erreicht, die nicht selbstverständlich mit den Eltern die Kibi besuchen. Der Stabi ist es ein wesentliches Anliegen, die Chancengerechtigkeit von Kindern zu verbessern. Deshalb beteiligt sich die Stadtbibliothek auch an der bundesweiten Aktion „Lesestart“. In diesem Projekt der Stiftung Lesen werden in drei Phasen Lesetaschen mit einem altersgerechten Bilderbuch mit Vorlesetipps an Familien verschenkt, in Phase 1 und 2 über Kinderarztpraxen, in Phase 3 über Bibliotheken. Mitunter kommt auf diesem Weg das erste Kinderbuch in eine Familie.
Ganz nah bei den Kindern sind die Schulbibliotheken, die Bibliothek der Kulturen. Zusätzlich zum Medienbestand wurde 2022 in Kooperation mit der Schulprojekt-Werkstatt und der Theaterpädagogin Ursula Cadenbach das Konzept „Entdecke deine Schulbibliothek“ auf drei Praxisbausteine weiterentwickelt: Hier gibt es Bücherrallyes, ein BiB-Kit (Unterrichtsmaterialien) und attraktiv gestaltete Logbücher (Stempelsammelhefte) für die Schülerinnen und Schüler. So werden die Schulbibliotheken als Ort der Leseförderung und der Freude am Lesen noch attraktiver.
Zum 1. April 2022 nahm das Info-Zentrum Europe Direct (ED) seine Arbeit wieder auf, nachdem es zunächst aussah, als würde Freiburg keinen Zuschlag mehr für seine Weiterführung in der Stadtbibliothek erhalten. Die Resonanz, die ED-Veranstaltungen erfahren, belegt das große Interesse an Europa und den Informationsbedarf der Bürgerinnen und Bürger. Dabei profitiert Europe Direct von der hohen Publikumszahl in der Stabi am Münsterplatz, kommt aber auch an Informationsständen regelmäßig mit der Bürgerschaft ins Gespräch, etwa beim Markt der Partnerstädte oder beim zweitägigen „Europa-Café“ auf dem Kartoffelmarkt. Die wichtige Zielgruppe der Schülerinnen und Schüler spricht Europe Direct durch Unterrichtsbesuche an; dabei gibt es Infos zu Europa allgemein und zu Programmen wie „Erasmus+“. Auf Kooperations-Veranstaltungen zeigt sich Europe Direct als wichtiger Partner im Netzwerk der europa-bezogenen Initiativen in Freiburg.
Nach Corona erstrahlt auch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in neuem Glanz. Ein lebendiges Beispiel dafür ist die Partnerschaft der Stadtbibliothek Freiburg mit der Bibliothèque Municipale de Mulhouse. Seit drei Jahrzehnten fährt der Freiburger Bücherbus einmal monatlich nach Mulhouse und der Mulhouser Bibliobus kommt auf den Münsterplatz. Dort können Interessierte aktuelle französischsprachige Medien ausleihen – ein Angebot, das nach wie vor rege genutzt wird. Auch bei Veranstaltungen gibt es langjährige Kooperationen. So organisiert die Bibliothek in Mulhouse regelmäßig ein deutschsprachiges Veranstaltungsformat, bei dem die Leiterin der Freiburger Fahrbibliothek Neuerscheinungen des deutschen Buchmarktes vorstellt. Belebt wurde diese Partnerschaft 2022 auch durch ein vierwöchiges Praktikum einer Auszubildenden der Freiburger Bibliothek in Mulhouse, während eine Elsässer Schülerin die Stadtbibliothek Freiburg kennenlernte.
Im Jahr 2022 erzielte die Stadtbibliothek 1.327.829 (2021: 1.125.791; 2020: 1.356.308; 2019: 1.475.372) Ausleihen. Damit nähert sie sich dem Niveau vor der Corona-Zeit wieder an. Über die klassischen Ausleihen und Onleihe-Nutzungen hinaus sorgten die digitalen Plattformen Filmfriend mit 18.602 (2021: 15.939; 2020: 12.565) Downloads, Freegal Music mit 56.253 (2021 55.167; 2020: 56.541) und Naxos Music Library mit 38.688 (2021: 24.520; 2020: 15.623) Zugriffen mit insgesamt 113.543 (2021: 95.626; 2020: 84.729) Aufrufen für eine erfreuliche Bilanz.
Knapp ein Viertel (24,4 Prozent) der Medien sind digital (Onleihe, Musik-CDs, DVDs, Literatur-CDs etc.; 2021: 23%; 2020: 22,6%). Ihr Anteil an der Gesamtausleihe beträgt 42,8 Prozent (2021: 45,5%; 2020: 44,5%). Der Rückgang erklärt sich durch die wieder verstärkte Ausleihe konventioneller Medien. Der Rest verteilt sich auf weitere Non-Book-Medien, also auf Zeitschriften, Noten, Karten und Spiele.
Die Zahl der aktiven Nutzerinnen und Nutzer, also der Menschen, die ihren Bibliotheksausweis 2022 mindestens einmal genutzt haben, stieg 2022 auf 24.903 an – ein weiteres Signal dafür, dass die Bibliothek in Freiburg als Ort der Bildung, Kultur und Freizeitgestaltung wertgeschätzt wird (2021: 23.663; 2020: 24.229). 63 Prozent der Ausweise gehören dabei Frauen oder Mädchen.
In die Hauptstelle und die Stadtteilbibliotheken kamen 2022 343.285 Besucherinnen und Besucher (2021: 165.13; 2020: 280.000; 2019: 554.570). Möglicherweise waren sie bei ihren Bibliotheksbesuchen noch zurückhaltender als vor Corona, gerade im Bücherbus war das Einhalten des notwendigen Abstandes auf engem Raum schwierig.
Mit 946 ist die Anzahl der Veranstaltungen inzwischen wieder fast vierstellig (2021: 363; 2020: 510; 2019: 1.073). Darunter waren 354 Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche, 49 Ausstellungen und Medienpräsentationen sowie 190 Führungen. Ein Schwerpunkt der Veranstaltungsarbeit sind literarische Reihen wie der „Andruck“ (in Kooperation mit Literaturhaus, Kulturamt, SWR Studio, Stadttheater Freiburg und Badische Zeitung), der Lesetreff mit Ursula Dietrich und der „Lesekreis französische Literatur“, geleitet von der Romanistin Elisabeth Egerding. In Kooperation mit der Dante-Alighieri-Gesellschaft fanden Lesungen und Vorträge zu italienischer Literatur und Kultur statt. Breite Publikumsresonanz fand erneut die Aktion „StadtLesen“ auf dem Kartoffelmarkt.
Ein Schwerpunkt bleiben Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche. Neben Klassenführungen, Vorlesestunden, Bilderbuchkinos und Gaming war die Sommerferienaktion „Heiss auf Lesen“ ein Höhepunkt der Aktivitäten zur Leseförderung. Über 220 Kinder beteiligten sich daran, viele waren auch beim Abschlussfest dabei. Neu war, dass die Stabi in „Heiss auf Lesen – Junior“ einstieg, also auch Kinder der Klassen 2-4 teilnehmen konnten.
In der Infothek am Münsterplatz konzentriert sich die Recherchekompetenz der Stadtbibliothek in besonderer Weise. Das Team berät bei vertieftem Informationsbedarf; die Zielgruppe der Schülerinnen und Schüler ist hier in erster Linie zu nennen. Im Rahmen von Klassenführungen werden sie sensibilisiert und geschult, wie sie Desinformation und Fake News erkennen. Derweil bietet der „Info-Scout“ individuelle Unterstützung bei der Recherche für Referate und Projektarbeiten. Der Rolle der Bibliothek als Vermittlerin von Wissen kommt die Infothek bei der digitalen Wissensvermittlung intensiv nach. Dazu gehören auch regelmäßige Informationsveranstaltungen zum Einsatz des 3D-Drucks und von Fachdatenbanken, darunter der Pressedatenbank Genios und der Brockhaus Enzyklopädie.
Die Musikbibliothek ist im einschlägigen Freiburger Netz (Chöre, Orchester, Musikhochschule, Musikschule usw.) durch ihren Notenbestand, die Streaming-Angebote Naxos und Freegal sowie durch ihre Veranstaltungen eine feste Größe. Der musikalisch-literarische Neujahrsauftakt in Kooperation mit der Musikschule konnte 2022 wieder stattfinden, auch die Reihe „Gespräche zur Neuen Musik“ in Kooperation mit der Interessengemeinschaft Freiburger Komponisten gab gute Impulse. |