Die Stadtbibliothek Freiburg legt ihren Tätigkeitsbericht für 2021, das zweite Corona-Jahr, vor
Weniger Ausleihen, aber Rekord-Zuspruch für digitale Angebote
Naturgemäß weniger Besucherinnen und Besucher, deutlich gesunkene Ausleihzahlen, aber viel Zuspruch für digitale Angebote – was sich schon 2020 abgezeichnet hatte, im ersten Corona-Jahr, setzte sich im zweiten Jahr der Pandemie fort. So lautet die Bilanz 2021 der Stadtbibliothek, die Freiburgs Erster Bürgermeister Ulrich von Kirchbach und Elisabeth Willnat, Direktorin der Stadtbibliothek, heute auf einer Pressekonferenz vorgestellt haben.
Dabei betonte von Kirchbach: „Auch 2021 mussten wir uns alle immer wieder auf ganz neue Rahmenbedingungen einstellen. Besonders betroffen davon waren natürlich Einrichtungen, die auf Publikumsverkehr angewiesen sind. Umso mehr beeindruckt mich, wie gut unsere Stadtbibliothek und ihr engagiertes Team das hinbekommen haben. Und wie sie sich gleichzeitig für neue Angebote geöffnet hat.“
Auch 2021 war der Dienstbetrieb wegen der Pandemie immer wieder eingeschränkt. So waren Hauptstelle und Zweigstellen vom 16. Dezember 2020 bis zum 9. März 2021 geschlossen. Bis zum 25. Mai galten wegen des Schichtdienstes verkürzte Öffnungszeiten, am 8. Juni nahm auch die Fahrbibliothek ihren Dienst wieder auf. Der Lieferdienst „Bücher für Kinder“, ermöglicht mit Mitteln der Matthias-Ginter-Stiftung, erfreute sich weiter großer Nachfrage; während des zweiten Lockdowns wurde er auch auf Erwachsene ausgedehnt.
2021 erzielte die Stadtbibliothek 1.125.791 Ausleihen (2020:
1.356.308; 2019: 1.475.372). Trotz Corona-bedingter Schließungen, reduzierter ffnungszeiten und erschwerter Zutrittsmodalitäten hielt sie sich damit auf recht hohem Niveau.
Einen großen Anteil an der Nutzung hatten wiederum die mit Beginn des ersten Lockdowns bereit gestellten digitalen Plattformen wie Filmfriend, das Filmportal für Bibliotheken (2021: 15.939; 2020: 12.565 Entleihungen), und Freegal für populäre Musik, Musikvideos und Hörbücher (2021: 55.167; 2020: 56.541 Zugriffe), aber auch das bereits bestehende Angebot von NAXOS Music Library für Klassik und Jazz (2021: 24.520; 2020: 15.623 Zugriffe). Diese drei Angebote addieren sich auf insgesamt 95.626 Aufrufe (2020: 84.729).
Die Zahl der Besuche ging wegen der geschilderten Corona-Maßnahmen massiv zurück (2021: 165.139; 2020: 280.000; 2019: 554.570). Kundinnen und Kunden, die Medien nur zurückbrachten oder sich Buchpakete aushändigen ließen, wurden zudem nicht erfasst, da sie die Zählanlage nicht passierten. Die Zahl der aktiven Nutzer blieb konstant (2021: 23.663; 2020: 24.229; 2019: 24.999).
Angesichts der Corona-Bedingungen ist davon auszugehen, dass viele Familien einen Stabi-Ausweis besitzen, der von der gesamten Familie gemeinsam genutzt wird. Wie seit Jahren waren mehr als die Hälfte der aktiven Nutzenden vor Ort weiblich (63 Prozent).
Die Onleihe, also die Ausleihe digitaler Medien wie E-Books und EJournals, hält mit 21.915 Medien einen Anteil von 8,3 Prozent am Gesamtbestand (2020: 7,9 Prozent). Die Nutzung macht mit 298.923 Ausleihen (2020: 267.650; 2019: 193.621) nun schon 26,6 Prozent (2020: 19,7%; 2019: 13%) der Ausleihen aus, fast 7 Prozent mehr als im Vorjahr.
23,06 Prozent der Medien sind digital (Onleihe, Musik-CDs, DVDs, Literatur-CDs etc.), vor einem Jahr waren es 22,6 Prozent. Ihr Anteil an der Gesamtausleihe beträgt 45,51 Prozent (2020: 44,5%; 2019: 42%). Der Rest verteilt sich auf weitere Non-bookMedien (Zeitschriften, Noten, Karten, Spiele).
Dank einer großzügigen Unterstützung der Homann-Stiftung konnte in den Stadtteil- und Schulbibliotheken Mooswald und Haslach jeweils ein Grundbestand an Brettspielen für Kinder aufgebaut werden, der gleich sehr gut angenommen wurde. Die Mediothek Rieselfeld, die Fahrbibliothek und die Kinder- und Jugendbibliothek in der Hauptstelle konnten so ihre vorhandenen Bestände aufstocken.
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie zeigten sich insbesondere bei der Veranstaltungsarbeit. Beeinträchtigt waren neben Lesungen und Ausstellungen auch alle medienpädagogischen Angebote sowie die individuelle Beratung bei Fragen der Nutzung der (digitalen) Angebote und Recherchemöglichkeiten. Das Jahr 2021 verzeichnet 363 Veranstaltungen (2020: 510; 2019: 1.073): 105 Einführungen in die Bibliotheksnutzung (Gruppen, Klassen), 144 Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche, 64 Veranstaltungen für Erwachsene, 39 Ausstellungen und Medienpräsentationen.
Die jährliche Sommerleseaktion „Heiss auf Lesen“ fand wieder statt. Vom 13. Juli bis 25. September nahmen 200 Kinder von der 2. bis 8. Klasse an der Leseförderaktion teil. Wer mindestens ein Buch las und seine Eindrücke in ein Logbuch schrieb, erhielt eine Urkunde und hatte die Chance an der Preisauslosung teilzunehmen. Zum Abschluss waren alle Teilnehmenden zur interaktiven „Zauber-Lese-Show“ mit Zauberkünstler Jan Gerken eingeladen.
Die Infothek hat sich während des Lockdowns wie schon im Jahr 2020 verstärkt auf digitale Angebote konzentriert. Der OnlineBestand wurde mit dem neuen Abonnement von Brockhaus erweitert (enthält „Brockhaus Enzyklopädie“, „Jugendlexikon“, Onlinekurs „Fit im Internet für Erwachsene“). Seit dem Start im März hatte Brockhaus 1227 Artikelaufrufe. Die im Jahr 2020 neu abonnierte Datenbank Genios wurde im Jahr 2021 mit 41.201 Aufrufen sehr gut genutzt – so gut, dass in zwei Quartalen das gebuchte RechercheVolumen der Genios-Datenbank komplett ausgeschöpft war. Um die Online-Angebote zu bewerben und die Nutzung zu erklären, bot die Infothek Online-Veranstaltungen an und erstellte Erklärvideos, über Tilasto, den Statistikscout von Genios, und „Fit im Internet für Erwachsene“ von Brockhaus.
Vor Ort konnten zwei Vorführungen „3D-Drucker und 3D-Scanner“ stattfinden. 60 Kundenaufträge für das 3D-Drucken und 6 Aufträge für das 3D-Scannen wurden erfolgreich abgeschlossen. Eine weitere 3D-Vorführung fand für eine Klasse aus einem Freiburger Berufskolleg statt, die sich mit 3D-Verfahren beschäftigt.
Das Mobiliar der Infothek wurde in Teilen erneuert. Weiße Regale und neue Zeitschriftenschränke sorgen für eine einladende Atmosphäre. Eine passgenaue neue Auskunftstheke, geliefert 2022, ergänzt das Raumkonzept ideal.
Die IT-Scout-Sprechstunden wurden 2021 in der Zeit, in der sie möglich waren, auf zwei Tage pro Woche erweitert. Dank des Kooperationspartners United World College engagieren sich seit 2021 zwei Studierende für das Projekt.
Um den Hygieneanforderungen zu entsprechen, behielt die Fahrbibliothek ihren reduzierten Haltestellenplan aufrecht und fuhr im Wesentlichen die vom Zentrum entferntesten Stationen an. Dort wurden die Standortzeiten verlängert, um mehr Kunden Zugang zum Angebot gewähren zu können. Zudem nahm der Bücherbus am Stadtteilfest in Brühl-Beurbarung und am Lirum-Larum-Lesefest teil. Im Advent gab es im Rahmen des monatlichen Austausches der Bücherbusse eine Lesung vor der Bibliothèque in Mulhouse.
Das Schulbibliotheksnetz „Bibliothek der Kulturen“ bestand Ende 2021 aus 40 Schulen: 29 Grund- und Hauptschulen, fünf Förderschulen, drei Gymnasien, einer Gesamtschule, einer Realschule und einer beruflichen Schule. Insgesamt sind im gesamten Schulbibliotheksnetz 97.000 Medien verzeichnet. Im neu gestalteten Webauftritt gibt es neben generellen Informationen zu den Schulbibliotheken nun auch regelmäßig aktualisierte digitale Empfehlungen für Lehrkräfte, Eltern und Kinder. Hier werden pädagogisch wertvolle Apps, Webseiten und Podcasts vorgestellt, die in der Schule oder auch Zuhause kostenfrei genutzt werden können. Stolze 50 Mal durchspielten 550 Kinder an fünf Grundschulen mit der Theaterpädagogin Ursula Cadenbach die Bücherrallyes 1.0 und 2.0.
Trotz aller Beschränkungen wurde 2021 der Versuch gestartet, an die Aktivitäten und Veranstaltungen vor der Corona-Zeit anzuknüpfen und weiter an der Zukunft der Bibliothek zu bauen. Die Mitarbeitenden bildeten sich weiter im Bereich der digitalen Welt fort, um ihre Kompetenzen zu erhöhen und diese an die Kundschaft zu vermitteln. Auch das Sprachcafé für Migranten soll wiedereröffnet werden. Der Hintereingang und die Busgarage wurden begrünt, der Fahrradabstellplatz erneuert und erweitert. Die Grünanlage an der Stadtbibliothek in der Engelstraße wird so gestaltet, dass sich Gruppen bis 5 Personen dort aufhalten können.
Zudem warten logistische Herausforderungen auf mehrere Stabi-Filialen. Vorneweg der Umzug der Stadtteil- und Schulbibliothek Haslach in das Übergangsquartier, der in diesem Herbst erfolgen wird. Auch die Erweiterung der Öffnungszeiten der Mediothek Rieselfeld und der Stadtteil- und Schulbibliothek Mooswald durch die Einrichtung der Open Library steht bevor. Dafür wurden Mittel aus dem Projekt „WissensWandel“ akquiriert und eine weitere Summe durch die Homann-Stiftung zur Verfügung gestellt. Dadurch wird gemäß dem Bibliothekskonzept der Stadtbibliothek die Verankerung der Bibliotheken im Stadtteil vorangetrieben.
Zu guter Letzt steht noch ein besonderes „Comeback“ unmittelbar bevor: StadtLesen, das erfolgreiche Freiluft-Lesefest auf dem Kartoffelmarkt, wird nach zweijähriger Pause von Donnerstag, 28. bis Sonntag, 31. Juli, wieder zu Lesegenuss unter freiem Himmel einladen. |