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Buchtipp: Hermann Unterstöger "Männer, die auf Diven liegen
Vergnügliches aus dem Sprachlabor

In Hermann Unterstögers „Sprachlabor“ kommen all die großen und kleinen Sprachmonster, die sich in einer Zeitung verstecken, auf den Tisch. Sie werden seziert, eingeordnet und nach Möglichkeit auch therapiert – zum großen Vergnügen der Leser. Das Beste aus den letzten vier Jahren gibt es nun gesammelt in „Männer, die auf Diven liegen“.

Sprachglossen streben in aller Regel danach, sich in unverkennbar gutachterlicher und nicht selten rechthaberischer Attitüde mit dem allgemeinen Sprachgebrauch auseinanderzusetzen, also anderen am Zeug zu flicken. Dies ist dem Sprachlabor der Süddeutschen Zeitung verwehrt. Es widerspräche der Gründungsidee, wonach sich das Sprachlabor ausschließlich den eigenen Fehlern zu widmen habe. Um für sprachliche Verfehlungen Buße zu tun, öffnete die Süddeutsche Zeitung im Januar 2009 die Kolumne, in der sich Unterstöger Woche für Woche mit den Lesern über den Zustand der Sprache, wie er sich im Blatt präsentiert, auf freundschaftliche Weise unterhält. Seit acht Jahren geht die SZ in dieser Rubrik mit sich ins Gericht, doch hat sich die Hoffnung, dass das Blatt eines Tages für immer fehlerfrei sein würde, bis heute nicht erfüllt.

Sehr zum Vergnügen der Leser, die sich nach vier Jahren und dem erfolgreichen Band „Da platzt dir die Hutschnur!“ nun über den zweiten Teil der besten sprachlichen Verfehlungen freuen dürfen. Zusammen ergeben die feuilletonistischen Glossen eine vergnügliche Sprachlehre für Liebhaber des geschriebenen Worts. Benannt ist der neue Band „Männer, die auf Diven liegen“ nach einem sprachlichen Malheur: „Auf den Diven liegen ein paar junge Männer und ziehen an ihren Wasserpfeifen.“ Eine Leserin staunte nicht schlecht, als sie das las. Ihrer Ansicht nach geben sich Diven für derlei Spiele nicht her, weder auf Diwans noch auf Diwanen, und am allerwenigsten, wenn die Lackel dabei auch noch Wasserpfeifen rauchen.

Der Autor Hermann Unterstöger, Jahrgang 1943, stammt aus der Gegend, in der auch Papst Benedikt geboren wurde. Spötter nennen ihn deswegen gern „Sprachpapst“, doch trägt er diesen Titel hauptsächlich, weil er das „Sprachlabor“ betreut. Seit 1978 arbeitet er als Reporter, Kommentator und Streiflichtschreiber bei der Süddeutschen Zeitung. Zuletzt erschienen: „Da platzt dir die Hutschnur!“ (2012).


Süddeutsche Zeitung Edition 2016, 192 Seiten, EUR 14,90 (D), 15,40 (A)
ISBN 978-3-86497-365-9
 
Eintrag vom: 11.01.2017  




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