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Jubiläum: Zehn Jahre Bildungsregion Freiburg
Glückwunsch zum runden Geburtstag: Die Bildungsregion
Freiburg feiert ihr zehnjähriges Bestehen. Die
Verantwortungsgemeinschaft zwischen Land und Stadt setzt sich
dafür ein, allen Kindern und Jugendlichen in Freiburg eine
erfolgreiche Bildungsbiographie zu ermöglichen und sie bei der
Entfaltung ihrer Potenziale zu unterstützen. Inzwischen
engagieren sich 70 Schulen aller Schularten, zahlreiche
Jugendhilfeeinrichtungen und viele weitere außerschulische
Partner in der Bildungsregion. Heute wurde das zehnjährige
Bestehen bei der Freiburger Bildungskonferenz gefeiert.

Mit dabei waren Kultusministerin Susanne Eisenmann, der
ehemalige Kultusminister Helmut Rau, Schulbürgermeisterin
Gerda Stuchlik, Sozialbürgermeister Ulrich von Kirchbach sowie
Cornelia Stern vom Schulministerium Nordrhein-Westfalen, die
das Modellprojekt als Programmdirektorin der Bertelsmann
Stiftung begleitet hatte. „Die Bildungsregion Freiburg blickt auf ein
Jahrzehnt engagierten Wirkens für Bildung und Erziehung zurück
und ist zugleich Wegbereiter und Impulsgeber für das
Landesprogramm Bildungsregionen. Das sind zehn Jahre, auf die
Sie stolz sein können“, sagte Kultusministerin Dr. Susanne
Eisenmann.

Die Bildungsregion Freiburg startete von 2006 bis 2008 als
Pilotprojekt, zeitgleich mit einem Vergleichsvorhaben in der
ländlichen Region des Landkreises Ravensburg. Die Idee: Nur
wenn alle an Bildung und Erziehung beteiligten Akteure einer
Region systematisch zusammenarbeiten und gemeinsam
Verantwortung übernehmen, lässt sich die Qualität von
Bildungsangebote langfristig und effektiv verbessern. Auf dieser
Basis haben die Stadt Freiburg, das Land Baden-Württemberg
und die Bertelsmann Stiftung einen Kooperationsvertrag
unterzeichnet. Darin verpflichten sich die Partner, die
Verantwortung für den Bildungserfolg von Kindern und
Jugendlichen gemeinsam zu übernehmen.

Ziel ist es, sowohl die formale Bildung im Unterricht, als auch das
außerschulische Lernen weiter zu entwickeln und zu verknüpfen.
Denn Bildung ist nicht fest an den Schuleintritt und –austritt
gekoppelt, sondern findet lebenslang in ganz unterschiedlichen
Kontexten, wie Familie, Verein, Freundeskreis oder Freizeit statt.
Deshalb kooperiert die Bildungsregion eng mit externen
Einrichtungen wie der Volkshochschule, der regionalen Wirtschaft,
der Agentur für Arbeit und zahlreichen freien Trägern. Bei der
Zusammenarbeit stehen Experimentierfreude und Flexibilität im
Vordergrund. Dazu gehört auch, dass alle Beteiligten transparent
und jenseits bestehender Zuständigkeitsgrenzen miteinander
agieren.

Gemeinsam die Qualität von Bildung zu steigern, das ist das
erklärte Ziel der Verantwortlichen von Stadt und Land. „Niemand
kann alleine für gute Bildung sorgen, weder das Land, noch die
Kommunen, auch keine anderen Bildungsinstitutionen“, so die
Kultusministerin. „Wenn wir der jungen Generation gute Bildungsund
Zukunftschancen bieten wollen, führt der Weg ganz klar zu
einer systematischen Zusammenarbeit auf regionaler Ebene.“
Verbindliche Grundlage hierfür ist eine Vereinbarung zwischen
dem Oberbürgermeister, der Schulverwaltung des Landes und
den beteiligten Freiburger Schulen.

Basis der Zusammenarbeit bildete das Befragungsinstrument
SEIS (Selbstevaluation in Schulen). Von 2006 bis 2015 wurden
damit über 60.000 Schüler, Lehrkräfte, Eltern und bei beruflichen
Schulen auch Ausbildungsbetriebe schriftlich befragt. Die
Erkenntnisse lieferten den Schulen ein aussagekräftiges Bild über
ihre Stärken, aber auch über Optimierungspotenziale. Sie konnten
die didaktische Arbeit auf dieser Basis gestalten und entwickeln.
„Bemerkenswert sind die vielen positive Rückmeldungen, die das
pädagogische Personal in seiner Arbeit bestärkten und
ermutigten“, resümiert Schulbürgermeisterin Gerda Stuchlik. „Über
80 Prozent der befragten Eltern gaben in der SEIS Umfrage an,
dass sie mit der Qualität des Unterrichts ihrer Kinder zufrieden
sind.“

Aus der Befragung ließen sich auch unterrichts- und
schulübergreifende Ziele und Handlungsschritte ableiten. So
zeigte sich in der Vergangenheit beispielsweise ein
Verbesserungsbedarf beim Übergang von der Schule in eine
Ausbildung. Gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit und
freien Bildungsträgern wurde daraufhin das Programm „Erfolgreich
in Ausbildung“ für Werkreal- und Förderschulen ins Leben
gerufen. Die Situation hat sich seitdem merklich verbessert.
Ebenso bietet die Bildungsregion Freiburg speziell zugeschnittene
Weiterbildungen für Schulleitungen und Lehrkräfte zu aktuellen
Themen wie Leadership, Veränderungsmanagement, Alternativen
zur Schulbenotung oder Umgang mit heterogenen Klassen. Für
Eltern wurden gemeinsam mit der Volkshochschule Freiburg
spezielle Seminare entwickelt, die die Schulen nach Bedarf
abrufen können. Daneben gibt es eine von der Stadt finanzierte
„Servicestelle Elternbildung“. Die Inhalte widmen sich häufig
nachgefragten Themen wie „Raus aus der Brüllfalle“ oder
„Gefühlslagen in der Pubertät“.

Auf städtischer Ebene ist die Stabstelle Freiburger
Bildungsmanagement im Amt für Schule und Bildung mit
insgesamt drei Vollzeitstellen zuständig. Sie steht in ständigem
Austausch mit den Kooperationspartnern und begleitet die
Schulen beispielsweise beim Qualitätsmanagement, bei
Fortbildungen oder Projektfinanzierungen. Konkret geht es dabei
um Unterstützung bei Themen wie soziales Lernen, Elternarbeit,
Berufsorientierung oder Sprachbildung. Im Fokus stehen eine
lösungsorientierte Haltung und die Gesunderhaltung aller am
Schulleben Beteiligten.

Die Schulen der Bildungsregion Freiburg arbeiten untereinander
zusammen und tauschen sich bei regelmäßigen Praxisforen,
Bilanztreffen und schulartübergreifenden „Boxenstopps“ fachlich
aus. An den jährlichen Praxisforen nehmen auch Vertreterinnen
und Vertreter aus den Schulverwaltungen von Stadt und Land teil.
Auf der Agenda stehen dabei aktuelle Bildungsthemen. Bei dem
dreijährigen Projekt „Schulmanagement in Bildungsregionen“ mit
der Robert-Bosch-Stiftung konnten mehrere Schulleitungsteams
ihre Kompetenzen stärken und trainieren. Anhand von konkreten
Projekten wurden beispielsweise Konzepte zum individuellen
Lernen oder zur Inklusion erprobt. Der „Dialog im Dreieck“
zwischen Schule, staatlicher und kommunaler Schulverwaltung
war dabei sehr hilfreich.

In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Bildungsregion
Freiburg vom Projekt zur fest etablierten Institution entwickelt:
2013 haben der Gemeinderat und das Kultusministerium mit dem
Förderprogramm „Qualitätsoffensive Bildung“ die Zukunft der
Bildungsregion gesichert. Das Freiburger Modell hat inzwischen
zahlreiche Nachfolger: Aktuell arbeiten in Baden-Württemberg 26
Stadt- und Landkreise mit der Schulverwaltung des Landes in
einer Bildungsregion zusammen.

Auf dem Erfolg können und wollen sich die beteiligten Akteure
jedoch nicht ausruhen. Denn die Zukunft bringt zahlreiche neue
Herausforderungen mit sich. So beschäftigt sich die
Bildungsregion Freiburg derzeit zum Beispiel mit der Frage, wie
sich die Lernbedingungen für Schülerinnen und Schülern mit
Zuwanderungsgeschichte verbessern lassen. Ebenso ist geplant,
den Schulen Zugang zu weiteren Evaluationsinstrumenten zu
ermöglichen und Qualifizierungsprogramme zu vertiefen. Auch
außerhalb des Schulkontextes stellen sich über Generationen und
Lebensphasen hinweg wichtige Aufgaben und Handlungsfelder.
Beispiele sind die Gewinnung von Fachkräften, die Chancen der
Digitalisierung, der demografische Wandel, die sich rasant
entwickelnden Arbeits- und Produktionsabläufe oder die Inklusion
– etwa von Menschen mit Handicaps, Hochbegabten oder
Menschen mit Zuwanderungsgeschichte. Die Aufzählung
verdeutlicht: Die Kompetenz der Bildungsregion Freiburg ist auch
in Zukunft gefragt.
 
Eintrag vom: 24.11.2016  




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