Zur Ächtung eines europäischen Vorurteils
Sinti und Roma – das kollektive Feindbild Europas: Tief sitzen die Vorurteile gegen die Menschen, die man früher »Zigeuner« nannte. Nicht nur in Deutschland, in ganz Europa werden Sinti und Roma ausgegrenzt. Der Historiker Wolfgang Wippermann fordert Gerechtigkeit und gesellschaftliche Anerkennung.
Lange waren Sinti und Roma aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit weitgehend verschwunden: Eine Mischung aus Bettelei und Folklore, das war alles, was von dem einstigen Schreck- und Sehnsuchtsbild der »Zigeuner« übrig geblieben war. Erst die Armutszuwanderung aus Südosteuropa hat Sinti und Roma wieder ins Blickfeld gerückt – und das alte Feindbild wiederbelebt.
Wolfgang Wippermann geht den Vorurteilen auf den Grund und differenziert religiöse, soziale, romantisierende und rassistische Motive. Zusammen bilden sie, so erklärt er, eine eigenständige Ideologie: den Antiziganismus. Der entsteht nicht etwa im Bodensatz der Gesellschaft oder ist historisch erledigt, diese Ideologie ist nach wie vor politisch gewollt: Sie dient der Abgrenzung vom vermeintlich Fremden und der Legitimation von Herrschaft. Doch sie verletzt den europäischen Wertekanon und muss genauso geächtet werden, wie es der Antisemitismus wird. Es wird Zeit, dass Europa begreift: Niemand ist ein Zigeuner!
Edition Körber-Stiftung 2015, 256 Seiten, EUR 17,00 (D)
ISBN: 978-3-89684-167-4 |