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Mehr Ausleihen, mehr Besucher, immer mehr digital
Die Stadtbibliothek hat ihren Jahresbericht 2013 vorgestellt

Besonders Kinder- und Jugendbereich wird regelrecht überlaufen – Auch die Ü60-Leserschaft nimmt rasant zu
Playstation, Handys, Fernsehen: Kinder und Jugendliche sind mehr denn je einer Reizüberflutung ausgesetzt. Damit verliere das Buch als allererstes Kulturgut an Boden, ist oft zu hören (und zu lesen). Diesen Eindruck kann die Stadtbibliothek Freiburg nicht bestätigen – im Gegenteil: Im Jahr 2013 stieg die Zahl der Ausleihen aus ihrer Kinder- und Jugendbibliothek um 4,8 Prozent. Dieses Plus sowie eine deutliche Steigerung bei der „Onleihe“ hat dazu geführt, dass auch das vergangene Jahr neue Nutzungsrekorde brachte.
Heute hat Kulturbürgermeister Ulrich von Kirchbach den Jahresbericht 2013 der Stadtbibliothek vorgestellt. Dabei wies er auf die erfreuliche Entwicklung gerade bei den jüngsten Leserinnen und Lesern hin: „Unsere Kinder- und Jugendbibliothek wird von den Mädchen und Jungen regelrecht überlaufen, an manchen Tagen, vor allem nachmittags und an Samstagen, erweist sie sich als viel zu klein. Die vielen Kinderwagen sind oft kaum noch unterzubringen.“
Doch nicht nur Buggy-Paraden verliehen dem „Stabi“-Jahr 2013 ein besonderes Flair. Im Frühjahr machte die Stadtteilbibliothek Haslach mit der Reihe „Haslach liest“ auf sich aufmerksam, im Hochsommer setzte die Veranstaltung „StadtLesen“ auf dem Kartoffelmarkt Akzente, im Herbst startete der vielbeachtete und hoch gelobte neue Bücherbus zu seiner ersten Tour. Daneben waren zwei Jubiläen zu feiern: 50 Jahre Wiederaufbau der Hauptstelle am Münsterplatz und 10 Jahre Kinder- und Jugendmediothek im Rieselfeld.
Wie viel wurde 2013 ausgeliehen?

Im Jahr 2013 wurden 1.641.740 Medien ausgeliehen. Dies ist
gegenüber den Rekordjahren 2011 (1.600.356) und 2012
(1.593.607) ein Plus von knapp drei Prozent. Säule dieses Rekordes
ist die Hauptstelle, die seit Jahren kontinuierlich mehr Ausleihen
verzeichnet (2012: 1.199.863 – 2013: 1.236.269).

An diesen Zahlen hat die besagte Kinder- und Jugendbibliothek
einen erheblichen Anteil (2011: 388.300 – 2012: 392.015 – 2013:
410.696). Inzwischen sind allein Kinder und Jugendliche am
Münsterplatz (respektive ihre beflissenen Papas, Omas, Tanten) für
jede vierte Stabi-Ausleihe verantwortlich. Nach dieser jüngsten
Steigerung um 4,8 Prozent kann die Stadtbibliothek hier der hohen
Nachfrage kaum noch nachkommen.

Die Nutzung der digitalen Medien (Onleihe) nimmt weiterhin deutlich
zu (2011: 17.876 – 2012: 31.233 – 2013: 51.700), die Steigerung
gegenüber dem Vorjahr beträgt stolze 65 Prozent und wirkt sich auf
die Nutzung vor Ort aus. Wer sich online informiert/ausleiht und dann
persönlich vorbeischaut, stellt oft fest, dass auch ein Bücherregal
viele Reize birgt. Damit steigt natürlich auch der Beratungsbedarf
durch das Bibliothekspersonal.
Wer nutzt die Stadtbibliothek?

Die Zahl der Besucherinnen und Besucher ist im vergangenen Jahr
wieder leicht gestiegen (2011: 672.177 – 2012: 678.470 – 2013:
684.983). Dagegen blieb die Zahl der Ausweisbesitzer annähernd
gleich (2011: 26.617 – 2012: 26.651 – 2013: 26.635).
Bemerkenswert ist, dass der Anteil der älteren Leserschaft ab 60 seit
Jahren deutlich ansteigt (2011: 1882 – 2012: 2084 – 2013: 2249).
Zugenommen hat auch die Zahl der 14- bis 18-Jährigen (plus 2,2
Prozent), zurückgegangen ist dagegen die Zahl der 19- bis 24-
Jährigen und der 25- bis 34-Jährigen (minus 5,4 bzw. 4,1 Prozent).
Diese Zielgruppe holt sich ihre Informationen mutmaßlich im Internet
und andernorts, möglicherweise werden hier aber auch viele
Ausweise gemeinsam genutzt. Weiterhin konstant verteilt sich die
Bibliotheksnutzung zwischen Frauen (63%) und Männern (37%).

Was wird geboten?

Das Medienangebot setzt sich nach wie vor zu über zwei Dritteln aus
Büchern und knapp einem Drittel (2011: 28,7% – 2012: 29,7% –
2013: 30%) aus audiovisuellen Medien, Tonträgern, Karten, Spielen
und Zeitschriften zusammen. Der Anteil an der Ausleihe dieser „Non-
Book-Medien“ steigt jedoch ständig (2011: 42,7% – 2012: 43,9% –
2013: 45,8%). Elektronische Medien haben im Vorjahr 17,5 Prozent
des Bestandes (2012: 17,4%), aber 41,8 Prozent der Ausleihen
ausgemacht (2012: 39,9%).

Auf die Onleihe fallen derzeit 2,2 Prozent (2012: 4203 – 2013: 6026
Medien) des gesamten Bestandes, aber 3,1 Prozent aller Ausleihen.

Doch die Freiburger Stadtbibliothek begreift sich nicht nur als Hüterin von Hunderten von Bücherregalen – sie geht auch regelmäßig und beherzt auf die Menschen zu. Das zeigt sich bei Veranstaltungen, Führungen und Medienpräsentationen: Deren Zahl blieb auf sehr hohem Niveau (2012: 705 – 2013: 668), wobei 42 Prozent sich an die wichtigste Stabi-Zielgruppe richteten, an Kinder und Jugendliche.

Und es zeigt sich bei der übergreifenden Öffentlichkeits- und Projektarbeit. Höhepunkt dieser Aktivitäten 2013 bildete die Aktion „StadtLesen“ vom 25. bis 28. Juli, die möglichst vielen Menschen Lesegenuss auf dem Kartoffelmarkt bieten wollte und konnte. Vier Tage lang durften sich Stadtleserinnen und -leser ein Buch am Bücherturm aussuchen, einen Sitzsack nehmen und von neun Uhr morgens bis zum Sonnenuntergang nach Herzenslust schmökern. Das Lesewohnzimmer im Freien war für alle offen. Flankierend gab es Leseaktionen für Kinder und Erwachsene, und als „Bibliophiles Highlight“ las Oliver Bottini aus seinem mit dem Deutschen Krimipreis 2013 ausgezeichneten Roman „Der kalte Traum“.

Initiiert von der Wochenzeitung „Die Zeit“ und der Stiftung Lesen, stand der bundesweite Vorlesetag auch 2013 unter dem Motto „Große für Kleine: Wir lesen vor, überall und jederzeit“. In Kooperation mit der VAG fand die Aktion in einer Straßenbahn statt. Auf drei Fahrten las der Schauspieler Christoph Kopp Schulklassen aus Erich Kästners Kinderbuchklassiker „Der 35. Mai“ vor. Zeitgleich wurde im neuen Bücherbus auf Deutsch und Französisch vorgelesen, und auch in der Kinder- und Jugendbibliothek im Rieselfeld fand eine Leseaktion statt.

Sehr gut entwickelt sich die Zusammenarbeit mit der Israelitischen Gemeinde. Als neue Reihe wurde das „Russisch-deutsche Literaturcafé“ mit zweisprachigen Lesungen etabliert. Präsentiert werden zunächst russische Klassiker aus jeweils aktuellem Anlass. Den Auftakt bildeten die Liebesbriefen Iwan Gontscharows an die Moskauer Adlige Jelisaweta Tostaja 1856/57 („Herrlichste, beste, erste aller Frauen“).

Was geht in den Stadtteilen?

Die Stadtteilbibliothek Haslach veranstaltete 2013 zum zweiten Mal das Lesefest „Haslach liest“. Vom 24. bis 28. April wurde wieder an ungewöhnlichen Orten gelesen, etwa im Schwimmbad, in einem Feinkostgeschäft und schließlich in den Räumlichkeiten der Bibliothek selbst. Das Menü literarischer Köstlichkeiten rundete eine Lesung mit Petra Morsbach („Dichterliebe“) ab. In Kooperation mit der Haslacher Wundertüte leistet die Stadtteilbibliothek aktive Kulturarbeit. In diesem Kontext beteiligte sie sich an der 10. Haslacher Hofmusik und an der Melanchthon-Matinee.

Die Stadtteilbibliothek Mooswald, während der Sanierung der Wentzingerschulen weiterhin am Interimsstandort untergebracht, gewinnt durch die neuen Wohngebiete Westarkaden und Sternenhof
neue Nutzergruppen. Besonders Familien mit kleinen Kindern nutzen die vielseitigen Angebote, etwa zur Sprach- und Leseförderung, oder Elternratgeber. Die Vorlesereihe wurde fortgeführt.

Die Kinder- und Jugendmediothek Rieselfeld feierte im Oktober ihr 10jähriges Jubiläum gemeinsam mit den anderen Mietern im Glashaus mit einem Festakt. In der Mediothek stellte Fabian Lenk sein Buch „Zeitdetektive“ vor.

Die Fahrbibliothek erhielt einen neuen Bücherbus. Der alte Bücherbus hatte in den vergangenen 27 Jahren 168.000 Kilometer hinter sich gebracht, seit Januar 2013 durfte er Haltestellen im Innenstadtbereich mangels Feinstaubplakette aber nur per Ausnahmegenehmigung ansteuern. Der neue ferrari-rote Bücherbus entspricht den modernsten technologischen und ökologischen Standards, seine Ausstattung ist auf die Medienvielfalt der Fahrbibliothek abgestimmt. Er ist 2,50 Meter länger als sein Vorgänger, was ihm neben vielen anderen drei wichtige Vorzüge sichert: Dank eines hydraulischen Liftes ist er barrierefrei. Eine kleine Aufenthaltszone mit Sitzecke lädt zum Verweilen ein und erhöht die Aufenthaltsqualität. Und die medienpädagogische Arbeit ist im geräumigeren Bus mit Beamer und Leinwand für Klassenführungen und Bilderbuchkinos besser möglich als bisher.

Der Bus fährt weiterhin 17 Haltestellen im Stadtgebiet an, einmal im Monat sucht er die „Bibliothèque Municipale de Mulhouse“ auf, deren Bücherbus voller französischer Medien weiterhin einmal im Monat auf dem Münsterplatz halt macht.

Das Freiburger Schulbibliotheksnetz/Bibliothek der Kulturen hat 2013 acht weitere Schulbibliotheken aufgenommen. Damit waren Ende 2013 29 Schulen in Betrieb: 19 Grundschulen, 5 Förderschulen, 1 Realschule, 1 Berufliche Schule und 3 Gymnasien. Sechs weitere Schulbibliotheken werden zur Zeit eingerichtet oder sind in der Planung. Die Ausleihzahlen in den Schulbibliotheken steigen kontinuierlich an. Das zeigt, dass die Integration der Bibliothek ins Schulleben immer besser gelingt (2012: 11.246 – 2013: 14.316).

Was kommt noch?

Am 24. Oktober begeht die Stadtbibliothek das fünfzigjährige Jubiläum der Musikbibliothek. Aus diesem Anlass erhält dieser Bereich ein neues Gesicht. Zudem läuft die Planung für den Publikumsaufzug, der ab 2015 die barrierefreie Nutzung des Hauses ermöglichen soll. Und die Aktion „StadtLesen“ wird wiederholt: Diesmal lädt sie die Freiburger und Freiburgerinnen vom 31. Juli bis zum 3. August wiederum auf den Kartoffelmarkt ein.
 
Eintrag vom: 24.05.2014  




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