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Literatur-Kaffee: Jane Austen
im Wallgrabentheater Freiburg am 9. Januar 2011, 16 Uhr

„Kein Zweifel: Nie war Jane Austen gefragter als in unseren beziehungsneurotischen Zeiten. Die sechs Romane, die ihr Hauptwerk bilden, als da wären „Verstand und Gefühl“, „Die Abtei von Northanger“, „Stolz und Vorurteil“, „Mansfield Park“, „Emma" und „Anne Elliot“, sind seit ihrer Veröffentlichung niemals vergriffen gewesen, und allein in der englischsprachigen Welt verkaufen sich Jahr um Jahr mindestens eine Million Taschenbuchausgaben. Eine weitere Million wird jährlich in anderen Sprachen, etwa in Hindi, aufgelegt. In jeder Umfrage nach dem Lieblingsbuch der Briten liegt „Stolz und Vorurteil“ ganz vorn, J. K. Rowling, die sich mit ihr den Ruf als populärste und erfolgreichste Schriftstellerin des Landes teilt, sagt, Jane Austen sei für sie „die Allergrößte“. Zitatensammlungen und Nachschlagewerke werben mit ihr schon im Titel („Gutes Benehmen bei Jane Austen“, „Witz bei Jane Austen“), und wäre auch nur eine Autorin des vor Jahren ausgerufenen und seither unansehnlich verschrumpelten literarischen Fräuleinwundergenres tatsächlich, wie Verlage regelmäßig behaupten, „eine Jane Austen unserer Tage“, hätten Leserinnen insgesamt mehr zu lachen und mehr zum Nachdenken.

In Großbritannien sind gerade wieder einmal Neuausgaben der Hauptwerke Austens erschienen. Ausgerechnet die altmodische Wordsworth Edition hat ihr Bild geliftet; Headline hingegen hat sie mit der viel versprechenden Gattungsbezeichnung „A classic romance“ und pastellbunten, mädchenhaft verschnörkelten Titelblättern versehen, die einen aus dem Regal eher wie leicht konsumierbare Schmachtfetzen anlachen denn wie ehrwürdige Klassiker. Die Botschaft indes ist in beiden Fällen eindeutig: Würde Jane Austen heute schreiben, tauschte sie Spitzenhäubchen, Empirekleid und Billets doux sofort gegen Lockenstab, Minirock und E-Mail. Anne Elliot würde zum Speed-Dating geschickt, um sich von ihrem gebrochenen Herzen abzulenken;

Emma Woodhouse würde im Internet kuppeln, was das Zeug hält, und dabei den attraktiven Nachbarn vor ihrer Nase glatt übersehen. Und Elizabeth Bennet würde es ähnlich ergehen wie ihrer modernen Nachfahrin, der chaotischen Roman- und Filmheldin Bridget Jones: Sie würde Herrn Richtig so lange mit spitzen Bemerkungen traktieren, bis er sie endlich mundtot küsst.“ (Felicitas von Lovenbarg)

Vorgetragen werden Auszüge aus den Romanen (u. a. „Stolz und Vorurteil“, „Emma“, „Verstand und Gefühl“), den Briefen und aus den Aufzeichnungen ihrer Zeitgenossen über Jane Austen.

Mit: Doris Wolters, Holger Heddendorp / Redaktion: Holger Heddendorp
 
Eintrag vom: 26.12.2010  




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