Pseudomorphism nennt sich die Ausstellung der beiden jungen Malerinnen Sandra Pulina und Ga Yeon Jo, welche am 5. Juli im T66 Kulturwerk eröffnet wird. Die zwei Preisträgerinnen des Förderpreises der Freunde der Kunstakademie Münster greifen mit dem Titel einen Begriff auf, der von dem Kunsthistoriker Robert Rosenblum geprägt wurde und sich auf besondere Weise mit ihrer Malerei verknüpfen lässt. Für Rosenblum war der Vergleich zweier ungleicher Objekte, die dabei auf irgendeine Weise ähnlich erscheinen ein Pseudomorphism: Etwas sieht einem Anderen ähnlich, hat aber nichts mit ihm gemein, täuscht nur vor, etwas zu sein. So wird malerisch auf den Gemälden beider Künstlerinnen etwas dargestellt, das den Betrachter motivisch oder kontextuell an etwas anderes erinnert, es aber doch nicht ist.
Beide stammen als Meisterschülerinnen aus der Klasse von Prof. Klaus Merkel an der Kunstakademie Münster, die bei dieser Ausstellung Kooperationspartner ist.
Die 1983 in Marl geborene Sandra Pulina war bereits auf Klassen- und Gruppenausstellungen in Münster, Witten, Hamburg, Düsseldorf und Recklinghausen präsent. Auch Ga Yeon Jo, Jahrgang 1978, hat an Klassenausstellung in Münster und Lippstadt teilgenommen.
Seit Beginn ihres Studiums hat Pulina ihr Auge auf Fassaden, Wandgliederungen und Wandfragmente geworfen. Diese Vorliebe wird zum Ausgangspunkt ihrer künstlerischen Arbeit. Dabei geht die Malerin installativ und abstrahierend vor: Bilder werden gerahmt gemalt, Bildinhalte gelöscht und neu gesetzt. Ihre kleineren Gemälde wirken oft wie Ablegerfiguren aus ihren Grossformaten. Sich ständig neu definierende Ordnungssysteme und ein ewiges Sammeln und Neusetzen findet hier statt. Ihre teilweise im T66 gezeigte Gemäldeserie Huntington Gardens wurde inspiriert durch einen Aufenthalt in den grossen Sammlungen der Huntingtons in Kalifornien und dabei von einer dortigen Vitrinenschau aus Silber und Porzellan. Von solch wirklichen Anordnungen geht Pulina aus und entwickelt daraus ihre eigenen Formen und Fragestellungen.
Die Arbeiten der koreanische Künstlerin Ga Yeon Jo sind fliessender und bestechen das Auge mit einer geheimnisvollen Aura und Bildmotiven aus einer scheinbar anderen Welt. Ihre Bilder tragen Titel wie "Ein rotes Haus", "Eine schwebende Insel", "Ich war da", "Ach! Schwer". Ga Yeon Jo hat schon als Kind gezeichnet, später in Südkorea Design studiert und als Kinderbuchillustratorin gearbeitet. Die Sehnsucht nach der Malerei war aber immer da. Ihre Bilder entstehen intuitiv: sie sieht ein Objekt, betrachtet seine Bewegung und sein Wesen und stellt ihm Fragen zu seiner Befindlichkeit: Wie fühlst du dich? Bist du glücklich oder traurig? Ist Ruhe und Frieden in dir? Beim Malen entstehen so auf ihrer Leinwand bewegte Linien, die wie Wellen in ständiger Bewegung am Objekts ihre Spuren hinterlassen.
„Es gibt Zustände in beiden Werken, die pure Stimmung sind und grosse Zwischenräume lassen. Die Bilder sind mit einer zurückgenommenen Intensität aufgeladen, in denen das Gemalte und die Idee untrennbar zusammengefallen sind, wie ein Organismus der sich erzeugt, transformiert und immer in Bewegung ist“, so der Lehrer Merkel.
Esther Föttinger, kuratorische Assistenz, Freiburg, Juni 2013.
T66 kulturwerk, Talstrasse 66, 79102 Freiburg
www.t66-kulturwerk.de,
07. bis 28. Juli 2013
Öffnungszeiten: Donnerstag, Freitag, Sonntag 14 bis 18 Uhr, sowie nach Vereinbarung |