Die Enttarnung des Kunstfälschers Wolfgang Beltracchi und seiner Helfer fand ein riesiges Echo in der Öffentlichkeit. Hatte hier doch eine kleine Bande jahrzehntelang Händler, Experten und angeblich unfehlbare Kenner auf unheimlich dreiste Weise gefoppt und betrogen – ein hollywoodreifes Szenario.
In ihrem mit dem Prix Anette Giacometti preisgekrönten Buch "Echte Bilder – Falsches Geld" rollen Stefan Koldehoff und Tobias Timm nach zweijähriger Recherche erstmals diesen Fall genau auf und fördern fast unglaubliche Geschichten zutage.
„Das Buch liest sich wie ein Krimi“ urteilte deshalb auch die ARD (ttt). Es handelt u.a. von dreisten Fälschern, von Experten, die für ihre Echtheitsbestätigungen und Vermittlungsdienste enorme Geldsummen bekamen – und dies nicht nur von den Händlern, die sie beauftragt hatten (und die z.T. wiederum mit den Bildern Millionen verdienten), sondern auch von den Fälschern. Von Experten, die Fälschungen erkannt hatten, aber bei den Händlern auf taube Ohren stießen, undundund.
Freiburg spielt dabei eine nicht unerhebliche Rolle.
Hier erbauten die Beltracchis für mehrere Millionen eine riesige Luxus-Villa (die jetzt zum Verkauf steht. Bilder der Villa auf: http://www.bgub.de/67.html.)
Hier ließ die Fälscherbande Hotelkosten von über 200.000 Euro während der Bauphase der Villa. Hier wurden die Fälscher verhaftet (und ihre später in Spiegel verbreitete Version der Verhaftung differiert – wie die Autoren recherchierten – stark von der der Polizei).
"Falsche Bilder - Echtes Geld" macht das öffentlich, was der Kunstfälscherprozess versäumt hat“ (art-news), zeigt, wie raffiniert die Fälscher vorgingen, wie der Kunstmarkt willig darauf hereinfiel und wie der Betrug dann doch entlarvt wurde. Dabei wird eines klar: So, wie es derzeit läuft auf dem Kunstmarkt, kann es nicht bleiben. Nicht umsonst gibt es Schätzungen, nach denen der Anteil von Fälschungen unter den auf dem Markt befindlichen Bildern 10 bis 30 Prozent beträgt. Deshalb fordern die Autoren schlussendlich auch die Debatte um einen verbindlichen Verhaltenskodex für den Kunstmarkt, der die Möglichkeiten der modernen Technik und der vernetzten Kommunikation mit einbezieht, den es seltsamerweise noch nicht gibt und gegen den sich der Kunstmarkt z.T. noch sperrt.
Verlag Galiani Berlin, 275 Seiten, EUR 19,99 (D), 20,60 (A) | sFr 28,90
ISBN 978-3-86971-057-0 |