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Kunst im Streit. Antisemitismus und postkoloniale Debatte auf der documenta fift
Dienstag, 1. April 2025
19 Uhr, Einlass ab 18.30 Uhr
Fridericianum
Friedrichsplatz 1, 34117 Kassel

Der Band Kunst im Streit ist aus dem von Heinz Bude und Meron Mendel geleiteten Forschungsprojekt Antisemitismus und postkoloniale Debatten am Beispiel der documenta fifteen (2022–2023) entstanden. Er analysiert die Dynamik des postkolonialen Diskurses um Rede- und Beschweigungsrechte, um grundlegende Darstellungstabus und notwendige Sichtbarmachungen, um Verdammung von Judenhass und Empörung über Rassismus rund um die documenta 15. Berücksichtigt werden dabei auch die unmittelbare Vorgeschichte der Kunstschau, die Rolle der Stadt Kassel als documenta Stadt, der Stellenwert von „Israelkritik" im postkolonialen Diskurs sowie die Frage nach den Grenzen von Kunst und die damit verbundenen Vorstellungen von Antisemitismus und Postkolonialität.

Heinz Bude, Soziologe und Gründungsdirektor des documenta Instituts, erklärt: „Der Band gibt Auskunft über ein Kunstereignis, das wie kein anderes die globale Kunstwelt gespalten hat, und er resümiert die kumulative Kontaminierung einer Weltkunstschau in Folge von Ungeschick, Unterlassung, Unverständnis und Unbezogenheit. Dabei geht es nicht nur um eine Rückschau auf die Debatten von 2022, sondern auch um eine Analyse der Mechanismen, die solche Eskalationen befeuern: Wer darf sprechen, wer muss schweigen? Welche historischen Traumata sind verhandelbar – und welche gelten als unantastbar? Die documenta 15 war ein Brennglas für diese Fragen. In diesem Band setzen wir uns mit politischen, kulturellen und sozialen Dynamiken auseinander, die auch künftige Kunstereignisse prägen werden.“

Meron Mendel, Pädagoge und Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, konstatiert: „Die documenta war schon immer ein Ort, an dem Kunst auf Politik trifft – doch selten war die Auseinandersetzung so heftig wie bei der documenta 15. Die Kontroverse hat nicht nur eine Kunstausstellung erschüttert, sondern grundsätzliche Fragen über die Grenzen künstlerischer Freiheit, über kollektive Verantwortung und über die Mechanismen öffentlicher Empörung aufgeworfen. Es reicht nicht, diese Ereignisse als einmalige Krise abzutun. Wir müssen aus ihnen lernen: Wie können wir verhindern, dass sich solche Eskalationen wiederholen? Und wie gelingt es, Kunst als Raum der kritischen Reflexion zu bewahren, ohne dass fundamentale Werte wie die Bekämpfung von Antisemitismus und Rassismus zur Disposition stehen? Der Band Kunst im Streit ist ein notwendiger Beitrag zu dieser Debatte.“

Sven Schoeller, Aufsichtsratsvorsitzender der documenta und Museum Fridericianum gGmbH und Oberbürgermeister der Stadt Kassel, betont: „Die documenta 15 entwickelte sich in besonderem Maß als ein Prüfstein: für die Kunstfreiheit, für die zu schützende Menschenwürde, für kuratorische und betriebliche Verantwortung sowie für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Der von Prof. Bude und Prof. Mendel vorgelegte Sammelband macht sehr deutlich, dass die Freiheit der Kunst einen verantwortungsvollen Rahmen benötigt – und er unterstreicht deutlich die Notwendigkeit von Räumen für gesellschaftspolitische Diskurse auf Augenhöhe und für solidarisches Streiten in einer – zum Glück – vielfältigen Gesellschaft.“

Timon Gremmels, Hessischer Minister für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur, erklärt: „Ich danke Herrn Bude und Herrn Mendel herzlich für den Sammelband Kunst im Streit, der aus ihrem wichtigen, von meinem Ministerium finanzierten Forschungsprojekt über Antisemitismus und Postkolonialismus auf der documenta 15 hervorgegangen ist. Der Band beleuchtet aus verschiedenen Blickwinkeln die Ereignisse, Hintergründe und Rezeptionen der Antisemitismus-Kontroverse. Besonders schätze ich die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit der Frankfurt University of Applied Sciences, der Bildungsstätte Anne Frank und dem documenta Institut, die uns wertvolle wissenschaftliche Impulse für Kulturpolitik und Kulturbetrieb geben. Diese Auseinandersetzung ist essenziell, um den Herausforderungen des Antisemitismus in unserer Gesellschaft und insbesondere im Kulturbetrieb entgegenzutreten.“

Als Geschäftsführer der documenta und Museum Fridericianum gGmbH begrüßt Andreas Hoffmann die intensive Auseinandersetzung mit den Bedingungen öffentlichen Sprechens und den Auswirkungen auf den Freiheitsbegriff der Kunst und hebt hervor: „Die documenta ist eine lernende Institution und ein Ort des Lernens. Umso wichtiger ist es, die Erfahrungen, die Künstler*innen, Kulturproduzierende und Besuchende auf den Plattformen der documenta anbieten und selbst wahrnehmen, zu sammeln, wissenschaftlich aufzuarbeiten und für neue Diskurse und Publika produktiv zu machen.“

19 – 20.30 Uhr Gespräch und Q&A mit Heinz Bude und Meron Mendel
Moderation: Saskia Trebing (Monopol)
Im Anschluss findet in der Rotunde ein Get-Together statt.
Keine Anmeldung erforderlich. Der Eintritt ist frei.
 
Eintrag vom: 27.03.2025  




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