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Masken, Emotionen und Seelenzustände
Ausstellung Köpfe (c) Foto: Patrick Seeger
 
Masken, Emotionen und Seelenzustände
Das Museum für Neue Kunst widmet sich mit neuer Ausstellung dem menschlichen Gesicht

Glücklich, zornig, melancholisch: Das menschliche Gesicht spiegelt die Persönlichkeit, verrät Emotionen und Seelenzustände – auch solche, die man lieber verbergen möchte. Schminke oder Masken verfremden es, gestalten es um. In diesem Spannungsfeld von Zeigen, Verstecken und Verwandeln bewegen sich die Gemälde, Grafiken, Skulpturen und kunsthandwerklichen Objekte der Ausstellung „Köpfe – maskiert, verwandelt“. Die Schau zeigt von Freitag, 29. September, bis Aschermittwoch, 14. Februar, über 90 Werke vom 14. Jahrhundert bis zur Gegenwart aus einer Privatsammlung. Das Projekt wird gefördert von der Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau.

Im Fokus der Schau stehen Arbeiten, die den menschlichen Kopf und das Gesicht erfassen, modellieren oder verformen. Alle Werke stammen aus der Sammlung eines in Berlin lebenden Ehepaars. Sie sind im Schwarzwald aufgewachsen und der Heimat weiterhin sehr verbunden. Emotionaler Ausgangspunkt der Sammlung ist ihre Begeisterung für die traditionsreiche Elzacher Fasnet mit den berühmten hölzernen Masken. Eine „Lätsch“ (Elzacher Larve) des Holzbildhauers Helmut Kubitschek (*1952) und historische Masken aus anderen Regionen, wie etwa eine „Süddeutsche Maske“ aus dem 19. Jahrhundert oder eine Serie von Maskenbildern des zeitgenössischen griechischen Malers Dimitris Tzamouranis (*1967) sowie das Gemälde „Alemannische Masken“ von Otto Dix (1891–1969) verdeutlichen dies.

Entscheidende Kriterien für die Aufnahme in ihre Sammlung sind die Qualität und Einzigartigkeit hinsichtlich der Thematik. Allen Werken, egal aus welcher Epoche sie stammen, ist eines gemeinsam: Sie sind Zeugen ihrer Zeit und zugleich zeitlos – das macht sie aktuell und berührend. Eine „Fratze“ aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts ist das älteste Exponat der Ausstellung. Der in Stein gemeißelte Blick aus leeren Augenhöhlen, in denen sich nur die Iris befindet, ist auf den Betrachtenden gerichtet – damals wie heute – mit magisch wachsamer und mahnender Intensität. Demgegenüber steht ein 2021 entstandener, überlebensgroßer Keramikkopf von Thomas Schütte (*1954), der den Mensch humorvoll und zugleich tiefgründig einfängt.

Die Ausstellungsräume sind nach den Themen Typisierung, Von Innen Heraus, Masken, Selbstporträt, Fratze, Porträt und Kopffigur gegliedert. Eines der bedeutendsten Werke, das auch als Plakatmotiv dient, stammt vom belgischen Maler, Grafiker und Zeichner James Ensor (1860–1949). Geprägt vom elterlichen Souvenirladen war er zeitlebens von Masken fasziniert und sah sie als ein Instrument der Demaskierung: Mit ihren grotesken Gesichtszügen enthüllen sie für ihn die wahre Natur der Menschen. In seinem Werk „Le Tambour-Major“ (ca. 1925–1929) schreitet eine zusammengewürfelte Gruppe von Individuen in einer Prozession voran. Die dargestellten Figuren sind ein Querschnitt der Charaktere der Gesellschaft. Mit Elfriede Lohse-Wächtler (1899–1940) ist eine spannende Künstlerin der klassischen Moderne in der Ausstellung vertreten, die im Rahmen der Euthanasie-Aktion T4 in der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein vom nationalsozialistischen Regime ermordet wurde. Das Selbstporträt „Die Absinth Trinkerin“ zeigt die Zeichnerin mit abgekämpften Gesichtszügen und einem Blick, der ehrlich, leer und ohne Hoffnung wirkt. Lohse-Wächtler fertigte das Werk um 1931, als sie völlig mittellos und erschöpft zwischen zwei Einweisungen in eine psychiatrische Klinik zu ihren Eltern zurückkehrte.

Ob mit Zeichenstift und Spiegel oder an einer digitalen Station, in der Ausstellung können Interessierte selbst kreativ oder sogar Teil eines Kunstwerks werden. Ein abwechslungsreiches Begleitprogramm – vom Maskenball über einen Wochenend-Workshop rund um das Thema Porträt bis hin zu Führungen und Familienangeboten – ergänzt die Schau. Der Buchungsservice informiert Gruppen und Schulklassen über Vermittlungsangebote per E-Mail an museumspaedagogik@stadt.freiburg.de oder telefonisch unter 0761/201-2501. Mehr zur Ausstellung und zum Begleitprogramm gibt es unter www.freiburg.de/koepfe.

Christine Litz hat mit Unterstützung von Nele Bosl und Roberta Čebatavičiūtė die Schau kuratiert. Der zweisprachige Katalog ist im Sandstein Verlag erschienen und ab sofort für 20 Euro im Online-Shop der Städtischen Museen Freiburg oder an der Museumskasse erhältlich. Im Buchhandel kostet er 28 Euro.

Das Museum für Neue Kunst, Marienstraße 10a, ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr und Donnerstag bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 7 Euro, ermäßigt 5 Euro, unter 27 Jahren ist er frei. Tickets gibt es an der Museumskasse oder unter www.museenfreiburg.de/shop.
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Eintrag vom: 29.09.2023  




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