lesen-oder-vorlesen.de
Donnerstag, 2. Mai 2024
  --- Besuchen Sie unser neues Informationsportal wodsch.de
Uhr


Buchtipp: Peter Schreiber
 
Buchtipp: Peter Schreiber "Was aus dem Dunklen leuchtet"
Autobiografie 1929-1953
Aufgeschrieben von Gerd Püschel

Peter Schreiber gehört zu den internationalen Pionieren der Patientensicherheit. Seine bahnbrechenden Erfindungen und Entwicklungen auf dem Gebiet der Narkose- und Beatmungstechnik haben zahllose Menschenleben gerettet und noch heute gültige Standards für die Anästhesie geschaffen. Kaum jemand weiß aber, aus welchen Quellen sich dieser Humanismus und sein bedingungsloser Einsatz für die Patientensicherheit speisen.

Im ersten Teil seiner Autobiografie erzählt Peter Schreiber von seiner Kindheit und Jugend im Nationalsozialismus und seiner Verhaftung. Er wächst in einem kleinen Dorf bei Dresden auf. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges werden er und ein paar weitere Jugendliche von einem hochrangigen SS-Mann als »Werwölfe« verpflichtet, aber nie als solche eingesetzt. Trotzdem werden sie im Sommer 1945 vom sowjetischen Geheimdienst verhaftet. Für den Fünfzehnjährigen beginnt eine qualvolle Odyssee, die ihn in verschiedene Sonderlager des sowjetischen NKWD führt: nach Tost (heute Toszek), Graudenz (heute Grudziaz), Fünfeichen bei Neubrandenburg und nach Buchenwald. In fotografisch scharfen Bildern schildert Peter Schreiber die Zustände in diesen Lagern und fügt sie zu einem Panorama von danteschem Ausmaß. Er ist damit einer der letzten lebenden Zeitzeugen, die von diesem Kapitel der Nachkriegsgeschichte berichten können. 1950 wird er entlassen und beginnt eine Lehre als Werkzeugmacher und anschließend ein Ingenieurstudium der Feinmechanik und Optik in Dresden. Als er von der Staatssicherheit zur Zusammenarbeit gezwungen werden soll, flieht er in den Westen.

Der 93jährige Erfinder und Pionier der Patientensicherheit Peter Schreiber lebt in Baden-Baden und hat hier den ersten Band seiner Autobiografie vorgelegt, in welchem er sich an seine Kindheit im sog. Dritten Reich erinnert, darüber hinaus aber von seiner fünfjährigen Gefangenschaft in den Speziallagern des sowjetischen Geheimdienstes NKWD nach dem Krieg berichtet, in die er im Alter von 15 Jahren wegen „Werwolfverdacht“ eingeliefert und nach langer Leidenszeit unter Anerkennung seiner „faktischen Unschuld“ entlassen wurde. Diese Speziallager sind noch nie so präzise wie umfassend aus genauer Augenzeugenschaft beschrieben worden. Erste Rezensionen und vor allem Leserzuschriften an den Verlag (mehr als üblich) zeugen von hohem Interesse an diesem Buch und einem tiefen Respekt vor der humanistischen Grundhaltung Peter Schreibers.

Osburg Verlag 2022, 400 Seiten, € 28,00 (D), 28,80 (A)
ISBN: 978-3-95510-280-7
 
Eintrag vom: 06.01.2023  




zurück
gruenequellen.jpg
vorderhaus.jpg


Copyright 2010 - 2024 B. Jäger