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Wanderausstellung #StolenMemory
Eugen Lesberghe. Siegelring / Foto: Johanna Groß
 
Wanderausstellung #StolenMemory
NS-Dokuzentrum lädt auf dem Platz der Alten Synagoge Freiburg ein

Die Open-Air-Wanderausstellung „#StolenMemory“ der Arolsen Archives macht Halt auf dem Platz der Alten Synagoge in Freiburg. Das Dokumentationszentrum Nationalsozialismus lädt Besucherinnen und Besucher ein, die Schau ab Donnerstag, 25. August in einem aufklappbaren Übersee-Container zu besichtigen. Sie läuft bis Mittwoch, 21. September. Im Mittelpunkt steht der letzte Besitz von KZ-Inhaftierten und die Frage, wie er an die Familien der Opfer zurückgegeben werden kann. Die Ausstellung ist montags bis samstags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Kostenfreie öffentliche Führungen finden jeweils mittwochs um 18 Uhr statt.

Plötzlich taucht eine Brieftasche oder eine Uhr auf. Und manchmal eine Geschichte, von der niemand etwas wusste: Viele solche persönlichen Gegenstände, sogenannte „Effekten“, wurden Häftlingen bei ihrer Ankunft in den Konzentrationslagern von den Nationalsozialisten abgenommen. „#StolenMemory“ ist eine Kampagne zur Rückgabe dieser Gegenstände an die Angehörigen. Über 640 Familien konnten seit dem Start im Jahr 2016 bereits gefunden werden. Was empfinden die Kinder oder die Enkelinnen und Enkel, wenn sie diese Erinnerungen in den Händen halten?

Die Ausstellung zeigt Bilder solcher „Effekten“ und erzählt von zehn im Nationalsozialismus verfolgten Menschen und deren Schicksal. Unter der Überschrift „Gefunden“ lenkt sie den Blick auf persönliche Gegenstände, die bereits zurückgegeben werden konnten. Sie berichtet vom Verfolgungsweg der einstigen Besitzerinnen und Besitzer und den Rückgaben an ihre Familien. Mit dem Smartphone können Interessierte über QR-Codes Videoportraits aufrufen, in denen die Angehörigen selbst zu Wort kommen. Unter der Überschrift „Gesucht“ werden „Effekten“ gezeigt, die noch auf ihre Rückgabe warten. Eine wichtige Botschaft ist deshalb: Jede und jeder Einzelne kann die Arolsen Archives unterstützen und sich selbst auf Spurensuche begeben. Denn noch immer bewahrt das Archiv gestohlene Gegenstände von knapp 2.500 Personen aus ganz Europa auf.

Der emotionale Wert dieser persönlichen Erinnerungsstücke macht es besonders wichtig, dass sie in die Familien zurückkehren. „Viele Opfer der Nationalsozialisten hinterließen keine materiellen Spuren, denn die Nationalsozialisten nahmen ihnen alles“, so Floriane Azoulay, Direktorin der Arolsen Archives. Die Rückgabe der „Effekten“ sei für die Angehörigen deshalb oft sehr unerwartet: „Einige von ihnen wissen nichts oder nur wenig über diesen Teil der Lebensgeschichte ihrer Großeltern, Eltern, Onkel und Tanten“.

Freiburg ist eine von über 30 Städten in Deutschland, die die seit August 2020 laufende Ausstellung in einem von insgesamt drei tourenden Übersee-Containern zeigt. Nach Freiburg ist sie an drei weiteren Standorten in Baden-Württemberg zu Besuch: vom 22. September bis zum 12. Oktober in Crailsheim, vom 13. Oktober bis 2. November in Rutesheim und vom 3. bis 23. November in Neuenbürg. Seit diesem Jahr ist sie auch in zehn polnischen und in zehn belgischen Städten zu sehen. Ziel ist es, die gesamte europäische Bevölkerung auf die Kampagne aufmerksam zu machen und Besuchende zur aktiven Mitarbeit einzuladen.

„Besonders freut mich, dass die Ausstellung nun am Platz der Alten Synagoge zu sehen ist, dies hat einen besonders hohen Stellenwert. Wir hoffen sehr, dass auch in Freiburg und Umgebung Menschen zur Spurensuche beitragen können“, so der Erste Bürgermeister der Stadt Freiburg Ulrich von Kirchbach.

Die Arolsen Archives sind das internationale Zentrum über NS-Verfolgung mit dem weltweit umfassendsten Archiv zu den Opfern und Überlebenden des Nationalsozialismus. Unterstützt und gefördert werden sie bei den Wanderausstellungen durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie durch die diplomatischen Vertretungen der USA in Polen und Deutschland und das belgische Außenministerium.

Begleitend zur Ausstellung bietet die Website stolenmemory.org interessante Einblicke: Kurze, animierte Filme und Geschichten erzählen von den individuellen Schicksalen der Opfer der Nationalsozialisten. Diese Materialien wurden speziell für Jugendliche entwickelt und im Juni 2021 mit dem Grimme Online Award in der Kategorie „Wissen und Bildung“ ausgezeichnet. Auf der Website steht zudem umfangreiches pädagogisches Material zum kostenlosen Download bereit, das von Schulen und Bildungseinrichtungen auf allen Stationen der Wanderausstellung genutzt werden kann. Weitere Informationen zum Begleitprogramm und der Buchung von Gruppenführungen gibt es unter
https://nsdoku.freiburg.de/pb/1927538.html.
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Eintrag vom: 23.08.2022  




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